Böge Schimmelambulanz

Info Nr. 9: MVOC-Raumluftmessung

Schimmel-Ambulanz

MVOC: Indikatoren für versteckte mikrobielle Belastungen: Richtig messen und beurteilen!

 

 Dem Schimmelleitfaden des Umweltbundesamtes (11.2017)1 ist zu entnehmen:

Mikroorganismen bei Schimmelbefall können bei ihrem Wachstum eine ganze Reihe von flüchtigen organischen Verbindungen bilden. Analog zu den flüchtigen organischen Verbindungen, die allgemein als VOC (=Volatile Organic Compounds) bezeichnet werden, wurde für die von Mikroorganismen produzierten VOC der Begriff  MVOC (Microbial Volatile Organic Compounds) geprägt.

Die Anwesenheit von MVOC kann ein Indikator für Schimmelbefall sein.“ [....]

 

1. Warum ist die MVOC-Raumluftmessung so wichtig?

1.1 Es existiert kein allgemein verbindliches Verfahren zur Feststellung und Beurteilung einer Schimmelpilzbelastung von Innenräumen, vielmehr sind jeweils die Besonderheiten des Einzelfalls zu berücksichtigen und je nach Bedarf die verschiedensten Methoden einzusetzen.

1.2 Das gilt vorzugsweise bei verstecktem, altem wie feuchtem oder trockenem Befall, der nach Erfahrungen von Experten ca. 85% der Schimmelfälle in Innenräumen ausmachen. Mikrobielle Stoffwechselprodukte können fast alle Baumaterialien (auch Zementestrich, Laminat, Kunststofffolien oder Fliesen) durchdringen und in Wohn- und Aufenthaltsräume ausgasen. Auch von abgestorbenen Pilzen und Bakterien sowie Teilstücken der Myzele, Sporen oder Abbauprodukten (z.B. in Kork, OSB-Platten oder von getrockneten und desinfizierten Schäden in der Estrichdämmung) werden noch jahrzehntelang Stoffwechselprodukte in die Luft abgegeben, die zu gesundheitlichen Problemen führen können.

1.3 Die gemessenen Konzentrationen einzelner von Experten ausgesuchter Substanzen wie deren Summe sind le­dig­lich "In­di­ka­to­ren" für das Vor­kom­men von Emis­sio­nen und stel­len nur ei­nen Teil  der flüch­ti­gen Ver­bin­dun­gen mi­kro­biel­len Ur­sprungs dar. Ih­re Sum­me ist nicht als die Ge­samt­men­ge flüch­ti­ger Ver­bin­dun­gen an­zu­se­hen und nicht für ei­ne to­xi­ko­lo­gi­sche Be­wer­tung ge­eignet.

1.4 Eindeutig erhöhte Werte sind die Voraussetzung und die Arbeitsgrundlage für eine Lokalisation mit Schimmelspürhunden sowie nachfolgender Materialanalysen auf Gesamtzellzahlen (lebende und abgestorbene) und/oder KBE (Keimbildende Einheiten) einschließlich der Empfehlung von Sanierungsmaßnahmen.

 

2. Krank durch MVOC? Typische Beschwerden für gesundheitliche Probleme durch MVOC

Schleimhautempfindlichkeit, häufige Infekte, Husten, Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen, Müdigkeit, fehlende Leistungsfähigkeit, Stimmungsschwankungen, Aggressivität. Langzeitig kann es auch zu chronischen Erkrankungen, wie Nebenhöhlenproblemen und Asthma kommen.

Neu­e­re Er­kennt­nis­se zeigen, dass MVOC eine we­sent­lich hö­he­re Kor­re­la­tion zu­ Krank­heits­symp­to­men haben als von der Luft­ ge­tra­ge­ne Spo­ren.

Wichtige Erkenntnisse über die MVOC-­Beeinflussung von Funktionen des Immunsystems bzw. die möglichen Effekte mikrobiell assoziierter VOC (MVOC) wurden im Juni 2011[2] veröffentlicht: „Die in vitro Experimente zeigen erstmalig eine chemotaktische Wirkung von MVOC auf humane neutrophile Granulozyten und dass MVOC die Antwort dieser Zellen inhibieren können.“

Auszug aus „Umwelt, Gebäude & Gesundheit (11. Fachkongresses der AGÖF im Nov. 16)[3]

 Der aktuelle Stand der Forschung zeigt, dass a) auf verschiedenen Materialien in Schimmelpilz belasteten Gebäuden generell Mykotoxine produziert und auch auf schimmelbefallsfreien Oberflächen abgelagert werden, b) keine Sicherheitsgrenze für Schimmelpilz- und Mykotoxin-Exponierung existiert und c) die chronisch-toxischen, allergenen und mutagenen Wirkungen (und nicht allein die eher selten anzutreffenden Auswirkungen einer akuten Toxizität) die eigentlich gesundheitlich relevanten Auswirkungen von Mykotoxinen in Innenräumen darstellen.“

 

3. Zitate aus der Fachliteratur über MVOC und das Vorgehen aus gesundheitlicher Sicht

3.1 Das Er­geb­nis ei­ner „Sach­ver­stän­di­gen­be­fra­gung vom Zen­tral­in­sti­tut für die kas­sen­ärztli­che Ver­sor­gung zur Fra­ge ei­ner um­welt­me­di­zi­ni­schen In­di­ka­tion“ (1999):

„Ein Messerfordernis ergibt sich u.U. dann, wenn die Beschwerden des Patienten und die Befunde der Wohnungsinspektion insgesamt auf eine Belastung durch versteckt wachsende Schimmelpilze hindeuten und alternative Belastungsquellen ausgeschlossen werden konnten. Unter diesen Vorrausetzungen kommt entweder eine Bestimmung von MVOC und von Toxinen in der Raumluft in Frage oder das Suchen von verstecktem Befall unter Einsatz eines auf Schimmel abgerichteten Spürhundes in Frage.“ 

3.2 Aus dem Fachvortrag (Uni HL 07) von Dr. med. Birger Heinzow, Landesgesundheitsamt Schl.- Holst., Vorsitzender der Innenraumlufthygienekommission des Umweltbundesamtes: „Expositionsfragen“:

„Es besteht nach derzeitiger Auffassung dahingehend Konsens, dass ein Schimmelpilzbefall in Innenräumen aus gesundheitlicher, hygienischer Sicht nicht toleriert werden darf und auch ohne Gesundheitsbeschwerden allein aus Vorsorgegründen immer saniert werden muss. In zahlreichen Untersuchungen konnte eindeutig gezeigt werden, dass Gesundheitsdefekte mit Schimmelpilzbefall bzw. Feuchte korrelieren und sich nach einer Sanierung bessern. Von einem Schimmelpilzbefall ist auszugehen, wenn:

- Kultivierbare (viable) und nicht (mehr) kultivierbare (non-viable) Sporen und Konidien

- Myzel- und Hyphenfragmente

- Zellbestandteile (beta-D-Glucan) sowie im erweiterten Sinne auch Stoffwechselprodukte (MVOC), Ergosterol und Toxine von Schimmelpilzen in Innenräumen erhöht vorkommen.“

3.3 Einer Stellungnahme vom Um­welt­aus­schuss der Kas­sen­ärzt­li­chen Ver­ei­ni­gung S.- H. und des In­stituts für To­xi­ko­lo­gie der Uni Kiel (2016) ist zu entnehmen:

„Umdenken erforderlich“:.... Bei Verdacht auf mikrobielle Belastungen muss auch nach nicht sichtbarem Vorkommen gesucht werden. .... Alter, trockener Befall muss untersucht und dann entfernt werden, denn auch von versteckten, abgestorbenen Pilzen und Bakterien können MVOC sowie die Ihnen anhaftenden Toxine in die Raumluft gelangen und Allergien oder andere Erkrankungen auslösen.

 

4. Probenahmebedingungen für MVOC-Raumluftmessungen

Vor der Durchführung einer Messung sollte der Raum mindestens ca. 8 Stunden nicht gelüftet werden, und eine Beeinflussung durch Rauchen, Backen, Kamine, zu viele Pflanzen, Abfälle oder sonstige Quellen in der Nachbarschaft muss vermieden werden. Ist dies nicht möglich, macht eine MVOC-Raumluftprobe keinen Sinn.

Eine parallele Messung zum Vergleich mit der Außenluft ist in der Regel nicht notwendig, solange keine Einflüsse von benachbarten Klär- oder Kompostwerken, großen Stallungen oder Gülle-Ausbringung bekannt sind.

 

5. Zusammenfassung der Erkenntnisse

Nach Erfahrungen des Unterzeichners wurden in über 2.500 praktisch durchgeführten Begutachtungen die grundsätzlichen kausalen Zusammenhänge zwischen den nachstehenden Erkenntnissen bestätigt:

  • von Ärzten festgestellte schimmeltypische gesundheitliche Probleme,
  • deutlich erhöhte MVOC-Raumluftkonzentrationen,
  • von einem Schimmelhund lokalisierte stark erhöhte Materialbelastungen mit Pilzen/ Bakterien,
  • deutlich mit kultivierbaren und nicht kultivierbaren Sporen von mit Pilzen und Bakterien einschließlich deren mit Myzel- und Hyphenfragmenten belasteten Baumaterialien, und
  • nach einer Sanierung verschwinden die MVOC-bedingten Krankheitssymptome meist sehr schnell

 

6. Wie kann durch MVOC-Messungen indizierter versteckter Schimmel lokalisiert werden?

Dem Schimmelleit­fa­den 11.20171  ist unter "5.1.2. Weiterführende Untersuchungen“ zu ent­neh­men:

Wurden bei der Ortsbegehung weder sichtbares Schimmelwachstum noch bautechnische Auffälligkeiten ermittelt und liegen dennoch ge­ruchliche Probleme, Feuchteschäden oder gesundheitliche Beschwerden bei den Raumnutzern vor, die auf Schimmel hindeuten, kann der Einsatz eines Spürhundes zum Auffinden und zur Lokalisation verdeckten Be­falls von Nutzen sein."

Keine Methode ist zur Lokalisierung und Feststellung der Ausdehnung versteckter mikrobieller Schäden ebenso schnell, zielsicher und kostengünstig wie der Einsatz eines Schimmelspürhundes!

Die Schimmelambulanz Böge setzt die MVOC-Analysen mit der Erfahrung von über 2.500 Messungen und über 1.500 Einsätzen des Schimmelhundes in Kooperation mit Umweltmedizinern und Toxikologen seit 20 Jahren erfolgreich ein.


 

Dipl.- Ing. Klaus- Peter Böge, Schimmel- und Wohngiftambulanz,  Am Pohl 56,  23566 Lübeck

Tel.  00171 3008267           www.boege-ambulanz.de             Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

 

[1] Schimmelleitfaden des Umweltbundesamtes (11.2017) zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in Gebäuden

[2] 15.Pilztagung VDB + BSS 6.11 im Kloster Banz: Dr. N. Reiling & Dr. W. Lorenz: Wirkung von MVOC auf neutrophile Granulozyten

[3] Umwelt, Gebäude & Gesundheit; Ergebnisse des 11. Fachkongresses der AGÖF am 17/ 18.11.16 Mykotoxine: Thesen

 

 

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